Stell Dir eine kalte, sternenklare Nacht vor. Der Mond wirft sein silbernes Licht über einen alten Garten, dessen Büsche und Blumen im Dunkel schlummern. Inmitten dieser Stille steht eine einzelne Rose – doch sie ist nicht rot wie Feuer, nicht weiß wie der Schnee. Sie ist tiefschwarz, ein Symbol, das dunkle Geheimnisse und tiefe Emotionen in sich trägt. Die schwarze Rose zieht Dich an, obwohl sie gleichzeitig eine gewisse Schwere in sich trägt. Es ist ein Moment des Staunens, ein Moment des Nachdenkens. Warum nur hat diese Blume eine so faszinierende Wirkung auf uns? Warum löst die Farbe Schwarz, so untypisch für die Natur, ein solches Spiel der Gefühle in uns aus?

 

Wenn Du an Rosen denkst, erscheinen vermutlich zuerst rote, vielleicht auch weiße oder gelbe Blumen vor Deinem inneren Auge. Die schwarze Rose jedoch entzieht sich diesem Schema. Biologisch gesehen existiert sie in ihrer vollkommenen Schwärze eigentlich nicht, zumindest nicht im klassischen Sinne. Viele der sogenannten „schwarzen“ Rosen, die wir kennen, sind in Wirklichkeit dunkelrot, wie etwa die „Black Baccara“ oder die „Schwarze Madonna“, die unter bestimmten Lichtbedingungen eine fast schwarze Erscheinung haben. Es gibt Rosen, deren tiefroten oder purpurnen Blütenblätter so intensiv wirken, dass sie für uns wie schwarze Rosen aussehen. Sie gehören zur Gattung Rosa aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae), und ihre Züchtung erfordert viel Zeit und Geduld. Schwarz als Blütenfarbe ist in der Natur generell rar, weil Pflanzen in der Regel helle, bunte Farben nutzen, um bestäubende Insekten anzulocken. In diesem Sinne repräsentiert die schwarze Rose schon biologisch eine Art Ausnahme, eine Anomalie in der Blumenwelt.

Die Symbolik der schwarzen Rose ist tief verwoben mit dem menschlichen Geist, dem kollektiven Unterbewusstsein und kulturellen Überlieferungen. Sie steht nicht nur für Dunkelheit und Tod, sondern oft auch für Rebellion, Veränderung und den Übergang zu etwas Neuem. So steht die schwarze Rose in vielen Kulturen für den Tod – nicht unbedingt als Ende, sondern als Transformation. In diesem Zusammenhang kann die schwarze Rose durchaus mit dem Phönix verglichen werden, der im Mythos erst stirbt, um dann aus seiner Asche neu geboren zu werden. Dieser Gedanke führt uns zu einer weiteren tiefgreifenden Symbolik der schwarzen Rose: Sie steht auch für das Ende eines Zyklus und den Beginn eines neuen. Das kann den Tod betreffen, aber auch symbolisch für das Ende einer Beziehung, einer Lebensphase oder eines großen Umbruchs im Leben stehen.

In der Mythologie der Kelten und Germanen galt die Rose als heilig, jedoch spielte sie hauptsächlich als weiße oder rote Rose eine Rolle. Die Schwarze Rose könnte in ihrer Dunkelheit und Geheimnisumwitterung jedoch eine Verbindung zu den Göttinnen der Unterwelt haben. In der germanischen Mythologie etwa könnte man eine Parallele zur Göttin Hel ziehen, die Herrscherin über das Totenreich. Sie steht, wie die schwarze Rose, für Tod, jedoch auch für die Kraft der Erneuerung und der Transformation. Schamanen wiederum, insbesondere im nordamerikanischen und sibirischen Raum, nutzen häufig schwarze oder dunkle Blumen und Kräuter für Rituale, die mit der Welt der Geister und dem Jenseits in Verbindung stehen. Die schwarze Rose könnte in diesem Zusammenhang für die Verbindung zwischen der physischen Welt und der spirituellen Sphäre stehen.

 

 schamanische Krafttiere